Eine Gruppe Musiker in einem Radiostudio in China mit Trompete, Djembé, Akkordeon, Gitarre und Gesang.
Chongqing Radio

Das auf dem Bild bin ich und meine Alpenrocker-Jungs 2019 während unserer 5-monatigen Tournee durch China.
Wir spielten (und wohnten) eine ganze Woche im 5-Star-Luxury Hotel Kempinski in der chinesischen Stadt Chongqing. Zur Erklärung: Chongqing liegt im Südwesten von China und ist flächenmäßig ungefähr so groß wie Österreich. Und wir reden hier von einer Stadt. 😉

Aber zurück zum eigentlichen Thema, wir waren ja schließlich nicht zum Spaß hier – also schon irgendwie, aber dennoch: Dienstag bis Samstag war Maifest-Party im hoteleigenen Paulaner Bräuhaus angesagt.

„Wie geil ist das denn?“

Mit Leuten gemeinsam feiern, das machen was mir Spaß macht, nämlich auf der Bühne stehen und noch dazu alles bezahlt, inklusive eigener Suite im 45. Stockwerk mit Blick über den Jangtsekiang. Was kann man sich besseres vorstellen?

Klarerweise wollte das Hotel für das Event die Werbetrommel rühren, immerhin gibt es diese Art von Event in Chongqing nur zwei Mal im Jahr. Im Mai und im Oktober. Daher wurden wir von einem dortigen Radiosender eingeladen 3 Songs Live in ihrer Radioshow zu performen.
Klassisch viel die Wahl auf eine Polka mit Akkordeon und Trompete (es ist immerhin ein Maifest), einen Evergreen (etwas rockiges zum Auflockern) und … 

… einen chinesischen Song. Von mir gesungen. Ach du heilige …

Die Gedanken die mir zu diesem Zeitpunkt durch den Kopf gegangen sind kannst du dir vermutlich vorstellen: 

  • Wie soll ich das nur machen, ich habe noch nie live (!) im Radio performt?
  • Was, wenn ich den Text vergesse?
  • Singe ich den Text überhaupt richtig, immerhin ist er chinesisch!?
  • Was, wenn mir vor lauter Aufregung die Stimme wegbleibt?
  • Die Leute lachen bestimmt, wenn sie mich chinesisch singen hören…

Aber es gab kein Zurück. Jetzt war ich hier. Beim Radiosender, mitten irgendwo in China. Da musste ich jetzt wohl durch…

Der erste Song war vorbei, ok, noch ein Song um meine Nerven zu beruhigen, …
Ach je, … das wird nichts mit der Beruhigung, der zweite Song vorbei.
Oh Gott, ich will nicht…

Der dritte und letzte – mein Song – startete und ich?

Ich zog es beinhart durch ohne mit der Wimper zu zucken, ohne dass mir die Stimme gebrochen oder weggeblieben ist, ohne dass ich den Text vergessen, oder den ganzen Song versemmelt habe.
Im Gegenteil, nach der Radioshow waren die Hosts absolut begeistert von unserer Darbietung.

Was hat mir in dem Moment geholfen? Das Wissen, dass auch wenn vielleicht Hoppalas passieren und ich super nervös war, ich mich dennoch auf mich selbst verlassen konnte. Ich übte die Songs – speziell die chinesischen hunderte Male, ich trainierte meine Stimme, ich packte all meine (Bühnen-)Erfahrungen zusammen und wusste, wie ich, selbst wenn nicht alles toll funktioniert in der Situation reagieren kann.

Manchmal muss man seine Performance-Qualitäten eben an den ungewöhnlichsten Orten abrufen.

Hab‘ ich mir in diesem Moment in’s Hemd gemacht? Und wie!

Hab‘ ich es dennoch gut hinbekommen? Ja!
Auch wenn ich im Nachhinein wusste, dass bestimmt noch 30% oder mehr drinnen gewesen wären, war es dennoch eine gelungene Sache.*

Und auch meine Performance und Stimme leiden, wenn die Stimmung nervös ist.

Aber am Ende war es dennoch eine echt geile Angelegenheit!

*PS.:
Im übrigen hab ich die fehlenden 30% dann bei den Live-Shows draufgepackt. 😉

 

 

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