„Unfinished Sounds“ in der Stimmbildung
„Und jetzt miaue den Text wie eine Katze!“
Solltest du bereits eine Stimmbildungs-Session bzw. Gesangsstunden genossen haben, ist dir vermutlich dieser oder ähnliche Sager bereits begegnet (vor allem wenn du in einer meiner Sessions warst).
Katzenmiauen gehört wie andere „komische Geräusche“ die wir mit der Stimme nachahmen können zu den sogenannten „Unfinished Sounds“. Und diese Übungen in der Stimmbildung sind mehr als nur ein lustiger Zeitvertreib.
Warum „Unfertige Sounds und Geräusche“ zur Stimmbildung zählen wie das Amen zum Gebet und wie du sie als Sänger:in für dich und deine Stimme nutzen kannst, erfährst du in diesem Blogartikel.
Inhaltsverzeichnis
„Unfinished Sounds“ im Gesang: Was ist das?
Wie der Name schon sagt werden „Unfinished Sounds“ ihrem Namen gerecht. Sie sind nämlich genau das: Unfertig. So kann es in den Unterrichtssessions durchaus vorkommen, dass man sowohl zu Beginn, als auch immer wieder mal während des Unterrichts irgendwelche Laute oder gar Geräusche produzieren soll, die nicht vollständig geformt oder poliert sind.
Diese Sounds sind zB. ein Katzenmiauen, ein Hexenlachen, oder das Winseln wie ein Hund und können bzw. dürfen sogar richtig richtig eigenartig klingen. Die Reaktionen meiner Schüler:innen sind meistens sehr ähnlich: Im ersten Moment schauen sie verdutzt, dann lachen sie und fragen sich zur selben Zeit, wofür das Ganze nun eigentlich gut sein soll.
Immerhin wollen sie doch, dass sich die Stimme verbessert und wünschen sich irgendwann mit ihr und ihrem Gesang richtig zufrieden zu sein, oder? Aber keine Panik – denn genau dafür sind sie gut! Auch wenn du es nicht glaubst, diese unfertigen Sounds haben genau den Zweck, deine Stimme langfristig zu verbessern und nachhaltig einsetzbar zu machen (du kannst ja gerne mal bei meinen Schüler:innen nachfragen).
„Unfinished Sounds“ im Gesang: Wie verbessern sie deine Stimme?
Was genau sind unfertige Sounds und warum sollten Sänger:innen über ihren Schatten springen und sie, bei aller Skepsis für sich einsetzen?
Obwohl unfertige Sounds oft als weird, oder im ersten Moment vielleicht unpassend zum Gesangsunterricht empfunden werden, sind sie tatsächlich ein nützliches Werkzeug innerhalb der Stimmbildung. Einerseits sind sie super-lustig und andererseits konditionieren sie deine Muskulatur und holen dich in erster Linie raus aus deinem Kopf.
Vermutlich weißt du bereits, dass meine drei Hauptthemen Stimme, Bühne und Mindset sind, da alle drei ineinander greifen und sich gegenseitig beeinflussen. Jetzt kommt es natürlich gerade bei Anfänger:innen, oder Menschen, die noch nicht so viel mit dem Thema Stimmbildung zutun hatten vor, dass wir im Gesangsunterricht in erster Linie an der Funktionalität und dem Einsatz der Stimme arbeiten.
Welche Möglichkeiten habe ich, meine Stimme einzusetzen, wie baue ich Bewusstsein dafür auf, was ich und meine Stimme in dem Moment brauchen, wie setze ich meine Stimme in welchen Songs und Situationen so ein, dass ich mir nichts anlerne, dass meine Stimme auf Dauer vielleicht sogar schädigt.
Und so essentiell diese Herangehensweise zu Beginn auf jeden Fall ist – immerhin wollen wir auf einem guten Stimmfundament aufbauen – so schnell kann die ganze Sache sehr verkopft werden. Und wenn wir ständig in unserem Kopf gefangen sind, beginnen wir uns zu verkrampfen und versuchen vielleicht sogar Dinge bzw. Töne zu erzwingen. Ich denke wir sind uns da einig, dass dies genau am Ziel vorbei führt oder?
Und hier kommen unsere „Unfinished Sounds“ ins Spiel. Dadurch, dass du dich einfach nur auf’s Geräusche machen konzentrierst und dir kein Text, keine Klangvorstellung, keine Tonhöhe etc. in die Quere kommt, öffnet sich dir und deiner Stimme ein Raum von Freiheit und Leichtigkeit. Kurzum: Es geht im Moment um nicht mehr, als ein Geräusch zu machen und zu spüren wie leicht dieses sein kann. 😉
Und jetzt kommt das große ABER: Unfinished Sounds haben auch einen riesigen Lerneffekt. Du lernst wie einfach deine Stimme Töne produzieren kann und lernst in weiterer Folge auch, wie du diese Leichtigkeit in deine Stimme integrieren kannst und in deine Songs bekommst.
Unter Anleitung trainierst du mittels lustigen Übungen deine Stimmkontrolle und Flexibilität zu verbessern. Darüber hinaus probierst du dich aus, entwickelst Klangfarben und Texturen, die du zuvor vielleicht noch gar nicht kanntest, oder nicht gewusst hast, wie du sie einsetzen kannst. So kannst du auch deine Songs interessanter und abwechslungsreicher gestalten.
„Unfinished Sounds“ – Beispiel
Du siehst also, dass Unfinished Sounds eine großartige Möglichkeit sind, um deine Stimme zu entwickeln. Da ganz feine und teilweise richtig subtile Muskelkoordinationen bei der Stimmgebung beteiligt sind, helfen uns diese Geräusche oftmals neue Wege mit unserer Stimme zu finden.
Ein Beispiel wäre: Du hast ständig diesen Bruch in deiner Stimme, sobald es in höhere Lagen geht. Entweder „flipt“ sie und hört sich in den Höhen ganz anders an, als bei tiefen Tönen, oder du versuchst sie so zu beeinflussen, dass du muskulär drückst und quetscht, nur damit der Ton jetzt ja nicht bricht. In vielen Fällen änderst es nichts, „normal“ weiter zu singen und zu versuchen das irgendwie auf gut Glück zu lösen. Und außerdem willst du ja nicht deiner Stimme ausgeliefert sein oder?
Aber auch wenn du die Situation im jetzigen Moment nicht auf „normalem“ Wege lösen kannst, nutzt dir möglicherweise ein nerviges „Eyyyy“, welches du nach oben in die Höhen schleifst, um den Bruch ohne Probleme in den Griff zu bekommen?!
Dies wäre ein Beispiel für einen „Unfinished Sound“ in diesem Moment. Natürlich wirst du nicht für immer bei diesem Sound bleiben und die ganze Zeit danach so singen. „Unfinished Sounds“ sind nur Mittel zum Zweck, um deine Stimme besser zu konditionieren und das Zusammenspiel von Muskeln, Stimmlippen und Luftstrom zu koordinieren und auszubalancieren. Und dich aus deinem Kopf zu bringen. 😛
Fazit
„Unfinished Sounds“ sind eine super Möglichkeit auf lustige und freie Art und Weise deine Stimme zu trainieren und konditionieren.
Sei dir bewusst, dass diese unfertigen Sounds nicht deine Endstation sind, sondern nur Mittel zum Zweck und ein Teil des ganzen Kuchens. Klar gehören im weiteren Schritt das Singen von Songs, Ausdruck, Storytelling und Performance dazu.
Und auch wenn du dich im ersten Moment fragst, was es jetzt eigentlich bringen soll, dass du den Text mit rausgestreckter Zunge, oder wie eine Hexe sprichst, glaube mir, wenn ich dir hier und jetzt verspreche, dass sie in jedem Fall Sinn machen, um ein solides stimmliches Fundament zu bauen, welches einen nachhaltigen Stimmeinsatz möglich macht.
Selbst dann, wenn sie im Moment nur dazu dienen, dein Hirn auszuschalten. 😀
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