Stimmbildung als Therapie?

Singen ist nicht nur eine kreative Ausdrucksform, sondern hat eine therapeutische Wirkung auf den menschlichen Körper und Geist. 

Für dich bekannt ist vermutlich, dass Stimmbildung und Singen Stress reduziert, die Atmung verbessert, die Kommunikation fördert und sogar bei Depressionen und Angstzuständen unterstützend wirkt. Falls du noch ungewöhnlichere Gründe für Gesangsunterricht kennenlernen möchtest, kannst du gerne meinen Beitrag 5 außergewöhnliche Gründe für Gesangsunterricht lesen.

Ansonsten gehe ich in diesem Artikel auf die positive Wirkung von Stimmbildung und Singen auf das menschliche Wohlbefinden ein und erkläre, inwiefern diese beiden Dinge sogar zur Therapie werden können und was die Wissenschaft dazu sagt. 

Inhaltsverzeichnis

Singen – Stimmbildung – Therapie?

Singen ist eine wunderbare Möglichkeit, Gefühle auszudrücken und loszulassen. Mittlerweile gibt es viele Studien, die zeigen, dass unser Körper auf die Klangschwingungen des Singens reagiert, auch wenn wir uns dessen nicht aktiv bewusst sind.
Kein Wunder also, dass Gesangsunterricht bzw. Stimmbildung nicht nur super für deine Stimme ist, sondern darüber hinaus ein wirksames Mittel, um emotionales Wohlbefinden und die allgemeine Gesundheit zu verbessern. In meinen vielen Jahren des Unterrichtens verlassen meine Schüler:innen die Stunden so gut wie immer gut gelaunt und fröhlich.

Überblick: Singen als Entspannung für die Muskeln und Senkung des Blutdrucks

Kurzum: Singen aktiviert das parasympathische Nervensystem, welches zur Entspannung der Muskeln beiträgt. Da du im Gesangsunterricht aber nicht “nur” singst, sondern darüber hinaus neben deiner Stimme auch deine Atmung trainierst, trägt dies langfristig zur Senkung des Blutdrucks bei.

Überblick: Stressabbau und Angstbewältigung durch das Training der Stimme

Aber nicht nur das. Singen ist großartig, um zu entspannen und Stress abzubauen.
Jetzt weißt du ja bereits, dass “die Stimme zu verwenden” dazu beiträgt, dass sich Herzfrequenz und Blutdruck normalisieren. Dies führt zudem zu einer Verringerung von Stress und Anspannung. Und dabei ist es egal, ob du “nur” ein Liedchen vor dich hin trällerst, oder konzentriert separate Stimmübungen und Vocal Training absolvierst. Wer hätte das gedacht?

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass dir Singen zu besserem Schlaf verhilft, wenn du aufgrund von Angst oder Stress unter Schlafstörungen leidest und hilft dabei Schmerzen zu lindern.

Yvonne mit den RockRitter auf einer Bühne

Das sagt die Wissenschaft: Singen als Therapie

Ok,  Singen ist gut gegen Angst, Stress und Schmerzen und hilft dir, deine Gefühle auszudrücken und dich zu entspannen. Aber da du im Gesangsunterricht generell sehr aktiv bist, zählt singen auf jeden Fall als eine Form der körperlichen Betätigung und fördert deine allgemeine Gesundheit.
Neben deiner Atmung und deiner Stimme verbessert sich fast wie von selbst deine Körperhaltung und dein genereller Muskeltonus. 

Wie wird nun singen zur Therapie? Auch wenn für viele die positiven Auswirkungen von singen bekannt sind, sind diese mittlerweile ebenso wissenschaftlich in etlichen medizinischen Studien nachgewiesen.

  • In der Musiktherapie wird unter anderem Eltern von Frühgeborenen geraten, vor dem Brutkasten zu singen. So können viele Frühchen früher nachhause! 
  • Aber nicht nur das: Mittlerweile ist singen so weit in der klassischen Medizin angekommen, dass es sogar „Singende Krankenhäuser“ gibt, in denen Singen aktiv zur Unterstützung des Genesungsprozesses angeboten wird. 
  • Wissenschaftliche Belege gibt es zu positive Auswirkungen bei Menschen, die an posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen leiden.
  • Bei Krebspatienten konnte Singen mit optimierten Immunantworten in Verbindung gebracht werden, einschließlich der Verringerung von Entzündungen, verbesserter Zellfunktion und anderen längerfristigen Gesundheitsergebnissen.
  • Seit über 30 Jahren werden musiktherapeutische Behandlungen zudem erfolgreich auf Palliativstationen eingesetzt.
  • Und bei Menschen, die an Parkinson erkrankt sind verbessern sich neben der Psyche auch Lungenfunktion und motorische Fähigkeiten.

Fun Fact: Im Klinikum Dortmund hängen Plakate mit folgender augenzwinkernden und zugleich ernsthaften Botschaft: „Warnhinweis: Singen ist ansteckend und gesundheitserregend. Im Klinikum sind regelmäßig Überträger aktiv.“ 

Songtexte gegen negative Gedanken und Gefühle 

Nicht nur, dass man durch das Singen von Songs in fremder Sprache diese auch gleich mit lernt. Singen kann zudem eine Form der Flucht sein, und Lieder(texte) können dabei helfen, Gefühle zu verarbeiten und auszudrücken. Songs und Musik generell ist für viele ein sicherer Hafen in den sie sich zurückziehen können.

Falls du schon einmal in einem Chor gesungen hast, wirst du vielleicht selbst schon einige positive Effekte bemerkt haben. Beim gemeinsamen Singen und Musizieren fühlt man sich nämlich anderen verbunden und steigert so ebenso sein Wohlbefinden und sein Selbstwertgefühl. Ob dies nun in einem Chor, oder einer Band ist: Man ist Teil von etwas Größerem, einer Gemeinschaft, die mehr ist, als man selbst. Das ist auch der Grund, warum in der Gesangstherapie Menschen behandelt werden, die Traumata erlitten haben, oder an Depressionen leiden. Die Atem- und Gesangsübungen helfen dabei Körper und Geist zu entspannen, Songtexte helfen mit Gefühlen umzugehen und die Gemeinschaft stärkt die Person als Individuum.

Stimmbildung, oder doch Therapie? Ganz egal, denn es ist gut für deine Stimme, für dich und macht noch dazu Spaß!

Was kannst du nun für dich mitnehmen? Kurzum: Singen ist gut für dich und macht dazu noch Spaß! Und ja, Stimmbildung wird nicht nur aufgrund der Wissenschaft zur Therapie

Die positiven Effekte von Gesangsunterricht sind einfach nicht abzustreiten:

Singen bietet dir eine tolle und vor allem kreative Möglichkeit, dich auszudrücken und mit anderen in Kontakt zu treten. Es hilft dir, dich gut zu fühlen und gleichzeitig Stress und Spannungen im Körper abzubauen.
Und ganz egal, ob du lieber für dich zuhause, mit einem/einer Gesangslehrer:in, oder in einer Gruppe singst.
Du wirst schnell sehen, wie sich singen, egal in welcher Form, positiv auf deine geistige und körperliche Gesundheit auswirkt. Und selbst dann, wenn du “nur” Stimmübungen, oder lustige Geräusche in deinen Gesangssessions machst. 😉

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Stimme
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar