Was ist "Bühnenperformance"?
Und was bringt mir Auftritts- und Performancetraining im Unterricht?

(Bühnen-)Performance. Ein abstraktes Wort mit vielen Facetten.
Wie kann (Bühnen-)
Performance beschrieben werden? Was ist Performance genau? 

Für mich persönlich fällt unter Bühnenperformance alles, was über das “nur Singen” hinausgeht. Klar steht beim Singen die Stimme im Mittelpunkt, aber sobald es auf die Bühne geht, eben nicht nur. Aber was ist dieses “Alles” und was genau fällt unter Performance auf der Bühne? Was bedeutet es überhaupt eine “Spitzenperformance” abzuliefern?

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Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet Bühnenperformance eigentlich?

Ich sage immer, zu einer super A-Seite (= alles was die Stimme betrifft) gehört für ein volles Ganzes auch eine super B-Seite. Damit meine ich deine Bühnenperformance, also alles, was du zusätzlich auf der Bühne, vor, oder für dein Publikum ablieferst. Jede:r denkt zuerst bei Bühne und Konzert an die Stimme und das ist auch naheliegend und ok. Die Stimme des Sängers/der Sängerin spielt bei einem Konzert, bei dem gesungen wird, natürlich eine zentrale Rolle. Ob der Sound der Stimme nun als “gut” oder “schlecht” betrachtet wird, ist natürlich Geschmacksache und Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.
In meinem Artikel “Kann wirklich jede:r singen lernen?” gehe ich auch darauf ein, dass jeder Mensch lernen kann, gut mit seiner Stimme umzugehen und sie richtig einzusetzen.

Allerdings liegt in diesem Artikel der Fokus auf der B-Seite, denn zu einer Spitzenperformance gehört meiner Meinung nach mehr, als eine super Stimme zu haben und Töne zu treffen. 

Beispiel einer Top-Performance

Woran erkennt man nun eine sogenannte Top-Performance? Und wenn man sie erkennt, was macht sie aus?

“Queen bei Live Aid 1985”

Viele Dokus, Geschichten und Mythen tummeln sich rund um eines der bekanntesten Live-Events der Musikgeschichte. Diejenigen die dabei waren wollen es nicht missen, die die nicht dabei waren, wünschten sie wären dabei gewesen. Zumindest wird es so erzählt.
Wembley-Stadion 1985: Live Aid. All die “Großen” der damaligen Zeit waren dabei: Sting, Elton John, U2, George Michael, Dire Straits, The Who, sowie Elvis Costello in London, Bob Dylan, Eric Clapton, Mick Jagger, Madonna und Tom Petty waren in Philadelphia auf die Bühne.

Allerdings sprachen nach dem Event alle über eine einzige Band: Queen. Dabei war ihre Show gerade mal 21 Minuten lang. Was also hat gerade ihr kurzes Set so besonders gemacht?

Brian May erinnerte sich in einem Interview und sagte folgendes:
“Freddie was our secret weapon. He was able to reach out to everybody in that stadium effortlessly, and I think it was really his night.”

Auch Dave Grohl (Nirvana/Foo Fighters) sagte über Queen’s Live Aid Einlage folgendes:
“They walked away being the greatest band you’d ever seen in your life, and it was unbelievable. And that’s what made the band so great; that’s why they should be recognized as one of the greatest rock bands of all time, because they could connect with an audience.”

Genau das ist, was ich meine, was eine Spitzenperformance ausmacht. Die Verbindung zum Publikum, das Abholen der Zuhörer, die Emotionen, die hinterlassen werden, Storytelling, etc. Damit möchte ich nicht sagen, dass all die anderen die damals On Stage performt haben, das nicht hatten. ALLE hatten es, sonst wären sie nicht unter den “Großen” gewesen. 
Worauf ich allerdings hinaus will ist, dass eben genau diese Dinge neben einer tollen A-Seite das große Ganze ausmachen. By the way zählt für mich zur A-Seite natürlich auch die Songs, das Songwriting und selbstverständlich all die anderen Musiker mit ihrer Leistung. 😉 Aber gerade als Frontman/Frontfrau steht man doch den Hauptteil der Zeit im Mittelpunkt 

Was macht man im Auftritts- bzw. Performancetraining im Unterricht?

Mir ist eines ganz wichtig und ich kann mich nicht oft genug wiederholen: Ob das jetzt die Stimme mit Vocal Training und Stimmbildung betrifft, oder eben die Performance auf der Bühne. Alles ist erlernbar! Warum ich davon so überzeugt bin? Weil ich selbst, als ich begonnen habe zu singen und auf der Bühne zu stehen weder eine tolle A-Seite noch eine tolle B-Seite hatte! Heute sieht die Welt schon ganz anders aus und dahinter stehen viele Stunden Arbeit und Üben. 

Viele gehen davon aus, dass Top-Performer auf der Bühne eines gemeinsam haben: Talent. Sie können, oder haben “es” halt. Mit genau dieser Aussage, oder besser gesagt dem Märchen habe ich bereits in meinem Beitrag “Das Märchen vom Talent” genauer aufgeräumt. 

“Es” kann man nämlich genauso entwickeln und nähren, wie man seine Stimme entwickeln und nähren kann. Im Prinzip geht es um genau das: Um die Entwicklung deiner ganz individuellen A- und B-Seite. 

Für die B-Seite beschäftigen sich meine Schüler:innen und ich im Unterricht daher unter anderem mit typischen W-Fragen.

Solche Fragen sind zum Beispiel:
Wie möchtest du auf dein Publikum wirken?
Wie willst du selbst gesehen werden?
Was definiert deine Künstler:innenpersönlichkeit?

Aber auch:
Welche Emotionen möchtest du transportieren?
Was möchtest du mit deiner Performance bei deinem Publikum bewirken?
Mit welchem Gefühl sollen deine Zuhörer:innen nachhause gehen?

Alle diese Dinge fließen in deine Performance hinein und gehen über das “nur Singen” hinaus. Innerhalb unserer Performance holen wir unser Publikum ab und nehmen es mit auf unsere Reise. Ob nun jede:r auf diese Reise mitgehen möchte, oder nicht steht nicht in unserer Macht. Solange du aber weißt, wohin die Reise gehen soll, werden die, die die Reise mit dir mitgehen möchten das auch tun und du kannst auf der Bühne voll und ganz das sein, was du sein willst

Wir Menschen sind außerdem visuelle Individuen – das heißt, sobald du die Bühne betrittst, sieht das Publikum alles – und das neben dem Hörsinn, bei dem man denken könnte, dass er eigentlich angesprochen wird. Dein Publikum erkennt (hört, sieht und fühlt) ob du selbstsicher und souverän bist, ob du authentisch bist, oder ob du einfach nicht wie du selbst klingst, unsicher bist, oder dich unwohl fühlst.

Und genau darum geht’s im Auftritts- und Performancetraining im Unterricht. 

  • Es geht um DEINE (Künstler:innen-)Persönlichkeit, um Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmung.
  • Es geht um Storytelling, Emotionen und Inhalte, die Verbindung mit deinem Publikum.
  • Um Körpersprache, Haltung, Mimik, Gestik.
  • Konzertvorbereitung, Setlist, Songansagen.
  • Außerdem lernst du Techniken zum Umgang mit Nervosität, Lampenfieber, den Umgang mit Fehlern, mentale Komponenten für die Bühne. Mehr Tipps zum Thema wie du Lampenfieber am besten in den Griff bekommst findest du schon jetzt in meinem Artikel “Tipps und Tricks wie man Lampenfieber überwindet und erfolgreich bekämpft”.
  • Und natürlich geht es auch um DEINE Stimme, die du mit Hilfe von Vocal Training und Stimmbildung stärken und ausbilden kannst.

Kann man Präsenz und Performance nun lernen oder nicht?

Ich sage immer, es ist wie bei gutem Essen: Im besten Fall werden alle Sinne angesprochen. Wobei die Hauptzutat für uns meiner Meinung nach die Verbindung zu deinem Publikum ist.

Auch für dich kann Auftritts- und Performancetraining Sinn machen, denn du setzt dich mit dir selbst und deiner Künstler:innenpersönlichkeit auseinander. Du gehst einen Schritt weiter. Und letztlich geht es genau um das: Um deine individuelle Präsenz On Stage. Und die bekommst du nur, wenn du dich mit dir beschäftigst und damit wo du hin willst.
Wenn du das einmal herausgefunden und daran gearbeitet hast, ist es auch für dich ein Leichtes, dein Publikum zu fesseln und auf der Bühne bzw. vor deinem Publikum in einen Flow-Zustand zu kommen. 

Und genau da will jede:r von uns hin: Zum Flow – absolut und mühelos in seiner Tätigkeit, in dem Fall auf der Bühne vor seinem Publikum aufgehen und die beste Zeit seines Lebens haben. 

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